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Lernfelder gestalten - miteinander Lernen - Innovationen vernetzen
12./13. Juni 2003
 

Workshop 1

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Qualifizierungsnetzwerke – Lernumgebung für Lehrkräfte?

H.-HUGO KREMER


Qualifizierungsnetzwerke und Gesellschaft

Castells zeigt in einem Überblick zur ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung im Informationszeitalter vielfältige Facetten einer so genannten Netzwerkgesellschaft. Damit wird der umfassende Ansatz unternommen, eine Theorie der Informationsgesellschaft zu formulieren. Netzwerkgesellschaft dokumentiert damit auch die fundamentale Bedeutung der Informationstechnologie für die Gesellschaft. Derartige gesellschaftliche Megatrends stellen veränderte Anforderungen an die (berufliche) Bildung. Es kann nicht eine einfache Anpassungsqualifizierung gemeint sein! Anpassung woran, wenn sich der gesellschaftliche Wandel doch immer schneller vollziehen soll. Neben diesen Reform- und Veränderungstendenzen kann jedoch auf der anderen Seite auch ein erhebliches Beharrungsvermögen festgestellt werden. Änderungen werden proklamiert, gelangen jedoch nicht zur Umsetzung. Die Rolle von Qualifizierungsnetzwerken kann hier in beide Richtungen weisen:

1. Qualifizierungsnetzwerke als natürliche Lernumgebung in einer Netzwerkgesellschaft oder als Instrument zur Etablierung des Bestehenden!


Vielfalt von Qualifizierungsnetzwerken

Vor dem Hintergrund des genannten Spannungsfeldes ist es durchaus verständlich, dass der Begriff Qualifizierungsnetzwerk aufgenommen wird. Schließlich bietet er ausreichend Interpretationsspielräume. Polemisierend könnte festgestellt werden, dass sich eben jeder in dieser Diskussion wieder finden kann. Dennoch existiert nur ein rudimentäres gemeinsames Verständnis, was darin gesehen werden kann, dass Verbindungen von Akteuren über bestehende Grenzen hinausgehen. Unter Qualifizierungsnetzwerken werden z. B. sowohl Weiterbildungsverbünde als auch kooperative Arbeitsstrukturen gefasst. Dies lässt erkennen, dass sowohl curriculare, organisatorische als auch mikrodidaktische Aspekte berücksichtigt werden. Der Begriff Qualifizierungsnetzwerk bedarf einer weiteren Differenzierung. Dienen Qualifizierungsnetzwerke der Information, Koordination, Zusammenarbeit; wer ist beteiligt oder wie sind Qualifizierungsnetzwerke zu bestehenden Strukturen zu betrachten. Ist das Netzwerk offen oder geschlossen, bedarf es einer eigenen Organisation usw.
Im Kontext dieses Workshops stehen soziale Netzwerke im Vordergrund, in denen Lern- und Arbeitsprozesse der Beteiligten im Zentrum stehen. Mit dieser Eingrenzung geht es nicht um eine Normierung, sondern um eine Differenzierung von Netzwerken. Die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien trägt zur Einrichtung von Netzwerken bei. Die folgenden Merkmale können übereinstimmend formuliert werden:

2. Qualifizierungsnetzwerke überschreiten (System-)Grenzen und sind störanfällige didaktische Felder!

3. Die Entwicklung von Qualifizierungsnetzwerken wird durch die Bereitstellung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in Bildungsorganisationen unterstützt!

4. Qualifizierungsnetzwerke können als Keimzelle eines Wissens-managements dienen. Sie lassen aufgrund niedrig schwelliger Kontakte eine einfache Informationsübermittlung zu, allerdings findet in der Regel ein unvollständiger Informationsaustausch statt!


Didaktische Gestaltung von Qualifizierungsnetzwerken

Die Leistungsfähigkeit von Netzwerken scheint grenzenlos zu sein. Zur Lösung bestehender Probleme ist es fast ein Zwang, ein Netzwerk einzurichten. Und doch sind Umsetzungsbemühungen mit erheblichen Problemen verbunden. Der Blick in praktische Umsetzungsfelder lässt zumindest Schwierigkeiten und Probleme erkennen, die 'gute Botschaft der Netzwerke' umzusetzen. Der Erfolg von Qualifizierungsnetzwerken kann vor dem Hintergrund verschiedener Kriterien (Wirtschaftlichkeit, Demokratie etc.) sehr unterschiedlich eingeschätzt werden. Mit den folgenden Aspekten soll der Blick auf didaktische Gestaltungsaspekte gerichtet werden.

5. Qualifizierungsnetzwerke sind in eine (komplexe) Lern- und Arbeitsumgebung einzubinden!

6. Qualifizierungsnetzwerke bieten besondere Potenziale zur Individualisierung, Situierung und Kooperation!

7. Qualifizierungsnetzwerke bedürfen einer systematischen (Weiter-) Entwicklung und Implementation – die Steuerung und Lenkung von Qualifizierungsnetzwerken bereiten erhebliche Probleme!


Akteure in Qualifizierungsnetzwerken

Grundsätzlich können Personen, Abteilungen, Organisationen etc. als Knotenpunkte in Netzwerken fungieren. Das Agieren in Netzwerkstrukturen erfolgt in der Regel kaum angeleitet, sondern muss selbsttätig durch die betroffenen Akteure gestaltet werden. Damit stellen sich im Gegensatz zu anderen Formen des Lernens und Arbeitens neue Anforderungen an die einzelnen Personen. Offen bleibt, ob die Gestaltung von Netzwerken eine Professionalisierung einzelner Personen bedarf, oder ob alle Personen in Netzwerken agieren müssen.

8. Qualifizierungsnetzwerke werden durch Interaktionen der Akteure mit Leben erfüllt!

9. Qualifizierungsnetzwerke werden getragen von selbstgesteuerten Lern- und Arbeitsprozessen!

10. Akteure benötigen Handlungsfreiräume in Qualifizierungsnetzwerken und Umsetzungsfreiräume in den jeweiligen Organisationseinheiten – im Anwendungszusammenhang entscheidet sich die Kraft von Qualifizierungsnetzwerken!

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