Qualifizierungsnetzwerke und
Gesellschaft
Castells zeigt in einem Überblick
zur ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung im
Informationszeitalter vielfältige Facetten einer so genannten
Netzwerkgesellschaft. Damit wird der umfassende Ansatz unternommen,
eine Theorie der Informationsgesellschaft zu formulieren.
Netzwerkgesellschaft dokumentiert damit auch die fundamentale
Bedeutung der Informationstechnologie für die Gesellschaft.
Derartige gesellschaftliche Megatrends stellen veränderte
Anforderungen an die (berufliche) Bildung. Es kann nicht eine
einfache Anpassungsqualifizierung gemeint sein! Anpassung
woran, wenn sich der gesellschaftliche Wandel doch immer schneller
vollziehen soll. Neben diesen Reform- und Veränderungstendenzen
kann jedoch auf der anderen Seite auch ein erhebliches Beharrungsvermögen
festgestellt werden. Änderungen werden proklamiert, gelangen
jedoch nicht zur Umsetzung. Die Rolle von Qualifizierungsnetzwerken
kann hier in beide Richtungen weisen:
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1. Qualifizierungsnetzwerke als
natürliche Lernumgebung in einer Netzwerkgesellschaft
oder als Instrument zur Etablierung des Bestehenden!
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Vielfalt von Qualifizierungsnetzwerken
Vor dem Hintergrund des genannten Spannungsfeldes
ist es durchaus verständlich, dass der Begriff Qualifizierungsnetzwerk
aufgenommen wird. Schließlich bietet er ausreichend
Interpretationsspielräume. Polemisierend könnte
festgestellt werden, dass sich eben jeder in dieser Diskussion
wieder finden kann. Dennoch existiert nur ein rudimentäres
gemeinsames Verständnis, was darin gesehen werden kann,
dass Verbindungen von Akteuren über bestehende Grenzen
hinausgehen. Unter Qualifizierungsnetzwerken werden z. B.
sowohl Weiterbildungsverbünde als auch kooperative Arbeitsstrukturen
gefasst. Dies lässt erkennen, dass sowohl curriculare,
organisatorische als auch mikrodidaktische Aspekte berücksichtigt
werden. Der Begriff Qualifizierungsnetzwerk bedarf einer weiteren
Differenzierung. Dienen Qualifizierungsnetzwerke der Information,
Koordination, Zusammenarbeit; wer ist beteiligt oder wie sind
Qualifizierungsnetzwerke zu bestehenden Strukturen zu betrachten.
Ist das Netzwerk offen oder geschlossen, bedarf es einer eigenen
Organisation usw.
Im Kontext dieses Workshops stehen soziale Netzwerke im Vordergrund,
in denen Lern- und Arbeitsprozesse der Beteiligten im Zentrum
stehen. Mit dieser Eingrenzung geht es nicht um eine Normierung,
sondern um eine Differenzierung von Netzwerken. Die Nutzung
neuer Informations- und Kommunikationstechnologien trägt
zur Einrichtung von Netzwerken bei. Die folgenden Merkmale
können übereinstimmend formuliert werden: |
2. Qualifizierungsnetzwerke überschreiten (System-)Grenzen
und sind störanfällige didaktische Felder!
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3. Die Entwicklung von Qualifizierungsnetzwerken wird durch
die Bereitstellung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien
in Bildungsorganisationen unterstützt!
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4. Qualifizierungsnetzwerke können als Keimzelle eines
Wissens-managements dienen. Sie lassen aufgrund niedrig
schwelliger Kontakte eine einfache Informationsübermittlung
zu, allerdings findet in der Regel ein unvollständiger
Informationsaustausch statt!
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Didaktische Gestaltung von Qualifizierungsnetzwerken
Die Leistungsfähigkeit von Netzwerken scheint grenzenlos
zu sein. Zur Lösung bestehender Probleme ist es fast
ein Zwang, ein Netzwerk einzurichten. Und doch sind Umsetzungsbemühungen
mit erheblichen Problemen verbunden. Der Blick in praktische
Umsetzungsfelder lässt zumindest Schwierigkeiten und
Probleme erkennen, die 'gute Botschaft der Netzwerke' umzusetzen.
Der Erfolg von Qualifizierungsnetzwerken kann vor dem Hintergrund
verschiedener Kriterien (Wirtschaftlichkeit, Demokratie etc.)
sehr unterschiedlich eingeschätzt werden. Mit den folgenden
Aspekten soll der Blick auf didaktische Gestaltungsaspekte
gerichtet werden.
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5. Qualifizierungsnetzwerke sind in eine (komplexe) Lern-
und Arbeitsumgebung einzubinden!
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6. Qualifizierungsnetzwerke bieten besondere Potenziale
zur Individualisierung, Situierung und Kooperation!
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7. Qualifizierungsnetzwerke bedürfen einer systematischen
(Weiter-) Entwicklung und Implementation – die Steuerung
und Lenkung von Qualifizierungsnetzwerken bereiten erhebliche
Probleme!
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Akteure in Qualifizierungsnetzwerken
Grundsätzlich können
Personen, Abteilungen, Organisationen etc. als Knotenpunkte
in Netzwerken fungieren. Das Agieren in Netzwerkstrukturen
erfolgt in der Regel kaum angeleitet, sondern muss selbsttätig
durch die betroffenen Akteure gestaltet werden. Damit stellen
sich im Gegensatz zu anderen Formen des Lernens und Arbeitens
neue Anforderungen an die einzelnen Personen. Offen bleibt,
ob die Gestaltung von Netzwerken eine Professionalisierung
einzelner Personen bedarf, oder ob alle Personen in Netzwerken
agieren müssen.
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8. Qualifizierungsnetzwerke werden
durch Interaktionen der Akteure mit Leben erfüllt!
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9. Qualifizierungsnetzwerke werden
getragen von selbstgesteuerten Lern- und Arbeitsprozessen!
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10. Akteure benötigen Handlungsfreiräume
in Qualifizierungsnetzwerken und Umsetzungsfreiräume
in den jeweiligen Organisationseinheiten – im Anwendungszusammenhang
entscheidet sich die Kraft von Qualifizierungsnetzwerken!
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